SAMHAIN 2.1

Samhain 2.1 ist eine künstlerische Reflexion und Recherchearbeit welche die Emotionen, Gedanken, Fakten und Mythen über den Tod thematisiert.
Am tanzhaus NRW hat die interdisziplinäre Performance Künstlerin ZOE innerhalb einer 4-monatigen Residenz über die existierenden und vergangenen Glaubenssysteme rund um die Themen Tod, Transformation, Totenandacht und Ahnenkulturen in verschiedenen Traditionen genutzt werden geforscht.

“I believe that the culture of silence around death should be broken through discussion, gatherings, art, innovation and scholarship“. - Order of the good Death

Die Recherche befasste sich mit Bräuchen, Traditionen und Mythen die mit dem Tod in Verbindung stehen und verschaffte Mittels Bücher und Dokumentationen einen historischen Überblick über den Tod in Kunst, Literatur, Mythologie und Gesellschaft.

“Ich war inspiriert von der Vielfalt und der offenen, kreativen Auseinandersetzung und den Geschichten über den Tod zu lesen. Die verschiedenen Rituale, den Gräbern die vor 1000 Jahren erbaut wurden und immer noch stehen, den Zeremonien und den Monumenten. Dagegen scheint unsere Tradition heutzutage und vor allem im deutschsprachigen Raum sehr bürokratisch, materialistisch und in seiner Emotionalität verkümmert. Haben wir nicht mehr die Mittel, Rituale, Orte und Zeiträume um Kollektiv zu trauern und zu feiern? Oder einfach zu wenig Interesse? Oder ist es schlicht die Angst und daraus resultierende Unsicherheit im Umgang mit dem Tod wodurch unser Totenkult schwindet ?“

Eine neuzeitliche Bewegung, ist das Death Positivity Movement, eine Initiative mit dem Ziel, den Tod zu normalisieren. Ins Leben gerufen wurde die Bewegung 2011 vom Order of the Good Death in den USA.
Angeregt durch das Death Positiviity Movement, blieben ZOE´s Gedanken beim toten Körper hängen, der vermeintlich kein Leben und keine Bewegung mehr enthält. Oder doch? “Was ist mit den, für uns eher morbiden Zersetzungs- und Verwesungsprozesse, die nicht sichtbar, jedoch notwendig für die Kreisläufe des Lebens sind? Bei genauerer Betrachtung wurde mir die Stigmatisierung von Leichen in unserer Kultur bewusst, vor allem im Vergleich zu anderen Kulturen. Greift auch hier der Kapitalismus und arbeitet gegen die Rechte eines Toten Körpers und die Wünsche der Hinterbliebenen? Der Tod ist letztendlich ineffizient, ein Minusgeschäft, der ultimative Verlust. Einen Toten Körper kann man nicht mehr ausbeuten, welchen Zweck hätte da jegliche Investition?“

Der Respekt für den Tod und die Verstorbenen, zeigt sich u.a. in der Gestaltung von Beerdigungen. Von antiken, ägyptischen Mumifizierungen bis zu modernen New Orleans Jazz Funerals oder jährlich wiederkehrenden Feierlichkeiten, wie dem Día de los Muertos in Mexico, gibt weltweit ein weites Spektrum an Ritualen, die eine Totenfeier zu einem festlichen Spektakel werden lassen. “Das ist ein Ansatz an Totenfeiern, dem ich mich auch in Zukunft in meiner Arbeit widmen möchte.“

Samhain ist ein Feiertag, der heute vor allem in neo-heidnischen Kreisen gefeiert wird. Dieses Fest, das seine Wurzeln in der keltischen Kultur hat, ist eines der ältesten und bekanntesten europäischen Totenfeste, wobei es die These gibt, dass Samhain das christliche Allerheiligen und Allerseelen und die popkulturelle Version Halloween inspiriert hat. “Ich habe die Idee einer Rückaneignung oder Reklamation des ersten Novembers in Form eines neuen Samhains. Ich stelle mir den Tag als rituelle Performance vor, die zum Mitgestalten einlädt, einen offenen, eklektischen Raum, der nicht geprägt ist von religiösen Ideologien, sondern durch eigene Rituale und Traditionen zu einem Ort der Totenandacht wird, den die Trauernden besuchen können und von dem sie ein Teil werden.“ - Ausschnitt aus der Publikation für die #TakeCare Residenzen  


Die Arbeit zu Samhain 2.1 wurde unterstützt durch das tanzhaus NRW und im Rahmen der #TakeCare Residenzen , gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien